Eine definitiv coole Frau
Gestern war es wieder soweit, eine verpasste Gelegenheit, eine 1a Vermasselung. Ich stand wieder völlig auf dem Schlauch. Verdammt. Nach langer Suche stolperte ich doch wortwörtlich in einer Videothek über die Hülle des hervorragenden belgischen Films „C´est arrivé prés de chez vous“, auch bekannt unter dem englischem Titel „Man bites dog“.
Ein Film, den ich vor sehr vielen Jahren auf Arte aufgenommen hatte, auf VHS, wer weiß, wo die Kassette sich befinden mag. Ich wollte ihn immer mal wieder sehen, doch war der Streifen einfach nicht aufzutreiben. Und nun fiel er mir also einfach so vor die Füße. Im Nachhinein war es ein Zeichen, nützt ja nichts.
Als ich den Film zum ersten Mal schaute, war ich mir gar nicht sicher, ob ich wirklich ein weiteres Mal Lust dazu hätte. Es wäre ein großer Fehler gewesen. Der Film ist ein Knaller und ein Feuerwerk eines unglaublich schwarzen Humors. Ein sehr schräger und abgefahrener Film, der dennoch sehr unterschiedliche Reaktionen im Betrachter hervorruft.
Ich brachte die Ausleihkarte zur Theke und die - auch noch attraktive - Bedienung nahm ihn mir mit den Worten: „Oh, Mann beißt Hund, ach was habe ich diesen Film früher geliebt“, aus der Hand, Ich war fassungslos. Die Frau hat eindeutig heftigen Humor, Sinn für Ironie und dürfte das Leben auf die eher unkomplizierte Schulter nehmen. „Was, Du magst den Film? Mit der letzten Frau, die den Film klasse fand war ich sieben Jahre zusammen. Lass uns einen Kaffee trinken gehen“, wäre die angemessene Reaktion gewesen. Hätte sich nichts ergeben, na und, zumindest hätten wir viel zu Lachen zusammen gehabt, und ich hätte eine coole Begleiterin zum Pferde Stehlen gefunden.
Aber nein, klar: „Habt Ihr eigentlich auch die alten Miami Vice Folgen auf DVD da?“, flüsterte mir der Totalversager, der seit geraumer Zeit die Abteilungen für Beziehungen in meinem Hirn zu führen scheint, in den Vokalverteiler. MIAMI VICE, ich fasse es nicht, wie konnte das passieren. Dieses abgef***** Piep ver***Piep ***A*****Pieeeeep. Schon beim Aussprechen dieser Worte ahnte ich die Schwachsinnigkeit dieser Wahl. Das Ausschlusskriterium schlechthin. Eine achtziger Jahre Actionserie. Ich wollte den Kram auch überhaupt nicht schauen, und mir ist schleierhaft, wie ich darauf gekommen bin. UHAAAA. „Miami Vice?“, fragte sie und zog tatsächlich eine Augenbraue dabei hoch. „ Ja, ja, ich weiß, aber es war schon eine abgefahrene Ästhetik, nichts gibt die achtziger Jahre besser wieder. Vielleicht noch Scarface mit Al Pacino von 1983...“, versuchte ich die Miesere zu richten. „Miami Vice haben wir nicht, tut mir leid“, sie war merklich kühler geworden. Das anfänglich spürbare Interesse war dahin.
Meinen Nimbus mit einem Satz zerstört. Ich kann es ihr nicht mal übel nehmen, denn ich hätte genauso reagiert. „Hey Bunbury, die neuen Rosamunde-Pilcher Verfilmungen sind raus, kommst Du vorbei?“. Nein, ganz sicher nicht, Heidi, für manche Versuche ist das Leben einfach zu kurz. Aber nächsten Monat bring ich die Nummer noch mal. Ich gehe wieder hin und leihe diesen irren Film erneut aus. Und ich werde vorbereitet sein!
Aber im Ernst: Ein cooler Typ wie Sie, Bunbury, kommt auch mit Don Johnson und Philipp Michael Thomas durch.
Zudem zeichnet sich Michael Mann für die Serie verantwortlich und der hat in der Folge ja nun wirklich keine schlechten Filme gedreht, u.a. "Heat" mit Al Pacino.
Wie man es auch dreht und wendet, sie können nicht verlieren, außer vielleicht mit "Dawson's Creek".