Eine Scheidung kann manchmal schneller ins Haus stehen als man denkt und Dummheit in ihrer reinsten Form sollte ohnehin bestraft werden...
Es war einmal ein Mann der heiratete eine hübsche Frau, die er vielleicht sehr liebte. Alles war ganz wunderbar oder sah, zumindest aus der Ferne betrachtet, wunderbar aus. Die resolute und patente Schwiegermutter führte alleine mit der Tochter ein erfolgreiches Unternehmen und natürlich war für den vom BWL – Studium verwöhnten Schwiegersohn noch ein Plätzchen in der Geschäftsführung frei. Für Sorgenfreiheit war sorgsam gesorgt worden, und das Leben plätscherte unaufgeregt vor sich hin.
„Ich muss für zwei Tage geschäftlich nach Hamburg,“ teilte der Mann seiner Frau und seiner Schwiegermutter mit.
Schon nach einem halben Jahr Ehe konnte sich der holde Schwiegersohn ganz schön nützlich machen in der Firma. Er stellte sich vor, pflegte Kunden und versuchte weitere hinzu zu gewinnen. Geschäftreisen waren insofern nichts Ungewöhnliches.
Am Tage nach seiner Rückkehr, „ach, ist ganz gut gelaufen, Schatz,“ folgte ein Anruf des von ihm zuvor frequentierten Hotels:
„Ja, Guten Tag hier ist das Hotel A. aus Hamburg, mein Name ist X,“ vernahm die Schwiegermutter, die sich bisher immer um die Anrufer gekümmert hat.
„Entschuldigen Sie bitte, aber könnten Sie vielleicht Herrn Y fragen, ob er und seine Frau aus Versehen die Bademäntel mitgenommen haben könnten, die ihnen hier im Hotel zur Verfügung gestellt worden sind. Sie sind hier nämlich nicht mehr im Zimmer und es ist schon öfter vorgekommen, dass Gäste die Bademäntel aus Unachtsamkeit eingesteckt haben. Wir möchten Sie jedoch darum bitten die Bademäntel zurück zu schicken oder aber einen finanziellen Ausgleich vorzunehmen, falls sie die Bademäntel behalten wollen. Es tut uns wirklich leid, aber wir müssen als Hotel leider darauf bestehen, wir hoffen wir machen Ihnen deshalb keine allzu großen Umstände. Vielen Dank“.
Erklärungen sinnlos, Vergebung erst recht. Scheidung.
Und die Moral von der Geschicht´: Bademäntel stiehlt Mann nicht -
Frau übrigens auch nicht...
„Erzählt doch mal eine peinliche Geschichte“, so die Aufforderung einer Freundin bei einem gemeinsamen Beisammensein in einem Kaffee am Helmholtzplatz, „natürlich muss es sich in der Geschichte nicht unbedingt um selbstwiderfahrene Peinlichkeiten handeln, auch die Peinlichkeiten anderer werden gerne vernommen, wir sind ja alle schließlich sehr diskret.“
„Also, ich habe letztlich von der F., der neuen Freundin meines Bruders eine Geschichte gehört, die wohl ihr persönliches Trauma ist. Sie ist zwar schon ein wenig her, aber gut“, ergriff der M. das Wort.
„Folgendes: Die Schule, die sie besuchte, eröffnete im Rahmen eines Austauschprogramms mit einer Schule in England die Möglichkeit für eine bestimmte Zeit in einer Gastfamilie zu wohnen. Ihre Eltern bestimmten, dass es für ihre bis dato schüchterne und zurückhaltende Tochter sicherlich gut für die Entwicklung sei, während der Sommerferien vier Wochen in einer Familie in England zu verbringen. Sie hatte übrigens gerade die achte Klasse verlassen.
Ihre Gasteltern unterhielten wohl ein eindrucksvolles Anwesen vor den Toren Londons, welches die Schüchternheit der F. jedoch in ungeahnte Höhe trieb. Nach einer kurzen Vorstellung und der Inaussichtstellung eines sofort einzunehmenden Abendessens mit der gesamten Familie, ließ die F., getrieben durch ein dringendes Bedürfnis, nach dem Bathroom fragen. Die Gasteltern wiesen ihr den Weg zu dieser Örtlichkeit, der auf verschlungenen Pfaden durch das Schloss führte. Die vielen großen Zimmer wirkten nicht minder bedrückend auf die kleine F. und die Beschreibung, wie sie von dort in den Speisesaal fände, in dem die versammelte Familie gespannt auf sie warten würde, war nicht minder verwirrend.
Die Führung durch ein Mitglied des Hauspersonals lehnte sie jedoch ab, schließlich wollte sie keine Umstände bereiten. Vor Ort fand sie dann aber zu ihrem Leidwesen lediglich Waschbecken und eine Dusche vor. Für eine Schilderung ihrer eigentlichen Bedürfnisse, zumal in Englisch, fehlte ihr der Mut und in Anbetracht des Druckes und der vielen Wege, auch die Zeit.
In ihrer Verzweiflung nahm die F. mit dem Nächstliegenden vorlieb, dem Waschbecken. Durch komplizierte Verrenkungen zweckentfremdete sie also die viktorianische Waschvorrichtung, was das edle Waschbecken wohl derart entsetzte und gerade in alten Schlössern scheinen Waschbecken hinsichtlich ihrer Nutzung sehr kompromisslos zu sein, dass es sich ohne Ankündigung entschloss unter lautem Getöse aus der Wand zu reißen.
Die F., das zerstörte Waschbecken auf dem Boden verteilt, angeknackste Fliesen, die Hosen in den Knien, überlegte nicht lange und wurde ohnmächtig.
Weiter waren ihr keine Einzelheiten zu entlocken. Wie und wann die Familie und/oder das Personal zum Bathroom eilten, angelockt vom Krach oder der langen Wartezeit, ist nicht bekannt. Ob sie zwischendurch im Badezimmer wieder zu sich kam, ist nicht geklärt. Letztlich bestand sie aber darauf sofort wieder nach Hause zu fahren. Warum sie nicht die Dusche verwendete, erklärte sie damit, dass es doch wohl komisch gewesen wäre kurz vor dem Essen Duschgeräusche zu verursachen ohne aber tatsächlich zu duschen.
Zu einem späteren Zeitpunkt hatte ihr London aber sehr gut gefallen.
Einsam sein im Sommer
und hundemüde auf einen Liebesbrief warten,
das ist schlimm;
und abends zuschauen wie sich Lana Turner
in Robert Mitchum verliebt;
und wenn morgens die Sonne aufgeht,
hast du niemand getroffen,
in der Tür steckt kein Zettel >>Ruf mich an<<.
Ein Maler würde das Blau imitieren,
eine Flugzeugladung Menthol;
ein Dichter würde lieben
oder sterben;
ich starre, ohne hinauszuschauen
aus dem Fenster,
frühmorgens,
und sage >>Ich liebe Dich<<
ohne irgendwas
ohne irgendwen
zu meinen.
(Wolf Wondratschek)

Wir schlenderten durch Berlin. Meine Eltern waren zu Besuch und so spazierten wir nach einem sehr guten Essen im sehr elternkompatiblem Lutter und Wegener am Gendarmenmarkt zu meiner Wohnung am Helmholtzplatz. Ich freute mich an den sommerlichen Tagen des Jahres. Das Bild der Passanten wird wieder durch die T-Shirts mit den tollen Aufdrucken bestimmt. Sie hängen in den Läden rechts und links der Kastanienallee und an vielen der hier an uns vorüber eilenden Körper. Das grüne Shirt mit dem roten Stern, wer kennt es nicht, dann die verfremdeten Markenlabels der 70iger. Vom größten Teil bin ich wirklich genervt, einfach daran übergesehen. Doch bei einem freue ich mich immer ganz besonders und das ist jetzt nicht ironisch gemeint. Es ist das Shirt mit dem Pan Am Logo. Dieses Logo ist wirklich sehr gelungen. „Schade das Pan Am insolvent geworden ist,“ sagte mein Vater auf ein vorbeilaufendes Shirt sinnend. „Eigentlich sind sie mir noch einen Flug zum Mond schuldig,“ schob mein Vater etwas traurig und enttäuscht hinterher.
Im Jahr 1969, wir erinnern uns an die erste Mondlandung, verkaufte Pan Am im Zuge dieser spektakulären Ereignisse ein wahrhaft unglaubliches Ticket. Ein Ticket für den Flug zum Mond, begleitend mit einer Mitgliedschaft im Mondclub. Mein Vater nutzte unerschrocken die Gelegenheit und erwarb im Juni 1969 eine entsprechende Mitgliedschaft. Ich konnte es nicht glauben.
Wir unterhielten uns lange über die Zeit, insbesondere das Jahr 1969, die Aussage meiner Ur – Oma, die angesichts der im Fernsehen übertragenen Mondlandung kommentierte: „Glaubt das nicht Kinder, das haben die alles in Hollywood gedreht. Das ist alles Propaganda, die wollen den Russen nur eins auswischen.“ Es war ein schöner Besuch. Später am Abend erhielt ich von meinem Vater noch ein Fax. Es handelte sich dabei um einen Brief von Pan Am, der die Reservierung bestätigte.
„Wir erkennen Ihren unerschrockenen Mut an,“ heißt es gleich zu Beginn des Briefes. Weiter folgt:
„ Zu welchem Zeitpunkt der Dienst aufgenommen werden kann, ist noch nicht bekannt. Das Fluggerät und die Reiseroute werden wahrscheinlich von Regierungsgenehmigungen abhängig sein. Die Flugpreise sind noch nicht festgesetzt. Sie könnten utopisch sein. Wir bitten Sie um Geduld, bis diese Probleme gelöst sind...“ Das Lockerbie Attentat im Dezember 1988 sorgte für den endgültigen Absturz der ohnehin schon angeschlagenen Fluglinie. Niemand wollte mehr mit Pan Am fliegen und so stellte die Firma den Betrieb 1991 offiziell ein.
„Sie haben sich an die Pan Am als Erste gewandt. Genau das möchten wir sein. Auf der Erde. Zum Mond. Wohin auch immer.“ Mit diesem schönen Satz schließt der Brief.

Mit den Worten: „Mein lieber Bunbury, Sie werden es mir wieder sicher nicht glauben wollen, doch diese Geschichte ist mir tatsächlich heute Nachmittag passiert und rechtfertig meinen Anruf zu dieser, ach überhaupt zu jeder Stunde,“ eröffnete meine reizende und liebe Freundin I. aus H. das Ferngespräch in einem sehr heiteren Tonfall. Meine gute Freundin ruft mich nun schon seit geraumen Jahren immer dann an, wenn es ihr einfällt. Trotz meiner immer wiederkehrenden Versicherungen ihre Anrufe seien mir steht’s willkommen und erwünscht, wie überhaupt die Anrufe aller so wunderschönen Frauen, ändert dies nichts an den stetig begleitenden Entschuldigungen des jeweiligen Anrufes.
Zu dieser nachtschlafenen Stunde teilte die reizende I. mir mit, sie habe auf einer Vernissage in der vergangenen Woche einen Herrn kennen gelernt, der auf sie durchaus sehr sympathisch wirkte und dazu noch auffallend gut aussah. Als Ergebnis also ein Herr, der in der Lage sein sollte, ihr eine nette und kurzweilige Abwechslung bereiten zu können. Zufällig wohnte dieser Herr auch noch in unmittelbarer Nähe von ihrer Wohnung. Nach kurzer gemeinsamer Schmeichelei der schönen Wohngegend teilte ihr sympathische Herr der I. mit es wäre doch sicher nett, einmal gemeinsam, vielleicht am frühen Nachmittag der kommenden Tage, einen Kaffee trinken zu gehen. Zu diesem Unterfangen teilte er ihr seine Adresse mit und bat sie, einfach zu klingeln, er läge ja nun fast auf dem Weg, er würde dann sofort hinuntereilen und sie könnten gemeinsam ein nettes Plätzchen suchen. Ein kurzer Hinweis einer Bekannten, die auch auf der Vernissage zugegen war, bei diesem Herrn handele es sich um „einen ganz schönen Hallodri“, bestärkte die gute I. nur, die Chance auf einen kurzweiligen Zeitvertreib wahrzunehmen.
Der gestrige Tag war nun Ereignis der besagten Verabredung. Meine Freundin klingelte, doch statt der Worte: „Einen kleinen Augenblick, ich bin sofort unten,“ vernahm mein Freundin I. die Aufforderung doch heraufzukommen. „Eigentlich ja auch nicht ungewöhnlich. Insbesondere musste ich auch an Sie denken lieber Bunbury, wie oft verweilten Menschen, die Sie nur kurz abholen wollten, schließlich Ihrer wartend in Ihren Räumen.“ Nun ja, die gute I. ging also hinauf zur Wohnung des Herrn, der sie, in einem weißen Morgenrock aus Seide, die Tür aufhaltend, erwartete. Er hatte anscheinend gerade geduscht und musste sich noch ankleiden. I stutzte auch nur kurz, fand es aber auch nicht wirklich irritierend, schließlich war es ja auch ein spontaner Einfall mit dem Abholen zum Kaffee. Doch sollte man eventuell, wenn schon keine Telefonnummern, zumindest doch eine Email Adresse zur Kommunikation anbieten, dachte meine gute I. jetzt zumindest. „Wohin wollen wir denn gehen?“, eröffnete I. das Gespräch. „Sie glauben nicht, was mir diese Person darauf geantwortet hat, steigerte I. die Spannung ins Unermessliche, „ich sage das jetzt wirklich wortwörtlich, lieber Bunbury.“ Ich vermeinte ein Glucksen am Telefon vernehmen zu können. Er sagte: „Müssen wir denn echt vorher noch los, lass uns doch gleich ins Bett gehen, Du willst doch eh nur mit mir f*****.“ Ich konnte mich kaum beherrschen nicht laut loszuprusten. „Oh Gott, nein. Er hat Sie geduzt, einfach so geduzt?“ fragte ich. „Herr Bunbury, ich verzeihe Ihnen ihre alberne Bemerkung in Anbetracht der späten Stunde, Ihrer sicherlich nicht in unbedeutenden Mengen konsumierter alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Substanzen und aufgrund ihrer subjektiven Voreingenommenheit, die sich aufgrund der selben Geschlechtszugehörigkeit mit diesem Menschen ergibt“ die gute I. konnte dies wirklich in einem sehr ernsthaften Tonfall hervorbringen, ich hörte ein Feuerzeug am anderen Ende der Leitung schnappen.
„Nun, teure Freundin, was haben Sie dieser gewöhnlichen Person denn geantwortet?“ I. holte tief Luft und erwiderte: „ Nun, ich sagte ihm, er möge mich bitte nicht duzen und dass es mir im Traum nicht eingefallen wäre mit ihm zu f***** und das ich selbst dann nicht mit ihm f***** würde, wenn er eine von den zwei möglichen Alternativen darstellen würde, mit denen ich meine unersättliche sexuelle Begierde zu stillen in der Lage wäre. Selbst, wenn die andere Alternative nur im Museum of Modern Art in New York, angekettet und während der offiziellen Öffnungszeiten zugänglich sein sollte.“
„Und ?“, fragte ich I. begeistert. „Ach, er meinte noch, die Amerikaner würden mich dann bestimmt verhaften und hinrichten, zumindest ausweisen und ich könne mir sicher sein, niemals wieder ein Visum für die Einreise zu bekommen. Und was wäre dann, was wäre in diesem Fall, wenn er die wirklich letzte Alternative darstellen würde, gäbe es dann noch Hoffnung für eine gemeinsame geschlechtliche Interaktion oder würde ich lieber auf eine Wanderausstellung durch Europa hoffen?“ Das fragte er mich tatsächlich noch, das waren seine Worte, der hat wirklich Nerven. Ich entgegnete ihm aber, das ich mir ziemlich sicher sei, wenn ich Bush, Schwarzenegger und der restlichen Weltöffentlichkeit mein Problem schildern würde, hätten sie bestimmt Verständnis für mich. Ich würde eine lebenslang gültige Eintrittskarte für das Museum bekommen und dazu jeden Tag zwei Stunden ganz ohne Publikum Zugang erhalten, sogar am Ruhetag. Denn es würde sicherlich niemand zulassen, dass eine so ausgesprochen hübsche und charmante Frau wie ich es bin mit so einem Würmchen wie Ihnen vorlieb nehmen muss. Daraufhin knallte er die Tür zu. Vielleicht habe ich einen wunden Punkt berührt? Ach, so ein Idiot, so ein dummer Idiot, wirklich schade“ jammerte meine Freundin I. aus H.