Einmal habe ich Geld bezahlt, damals, für die P.

Als ich von den sonst gewöhnlich beschrittenen Wegen abkam, sah ich Dich im Fenster stehen, angeleuchtet im schummrigen Licht. Ich sah Dich nur im vorbeilaufen, denn ich hatte es eilig, doch wecktest Du meine Neugier und meine Begierde schon durch diesen kurzen flüchtigen Blick.

Du standest nicht immer im Fenster, und ein paar Deiner Kolleginnen schienen Dich nach dem Rotationsprinzip abzulösen. Als Du wieder Deinen Dienst im Fenster antratst, da nahm ich mir die Zeit, Dich genau zu betrachten. Dein Preis gab Aufschluss genug.

In gewissen Kreisen erkundigte ich mich nach Dir, und einige hatten Dich sogar auch schon gehabt. Jeder lobte Dich, schwärmte von Dir, Du seiest etwas ganz besonderes und Deinen Preis wert. Du warst kein unbeschriebenes Blatt. Du spieltest mit vielen und kanntest Dich aus. Mir war ein wenig unwohl, als ich mich entschloss, diesen abgewrackten Laden zu betreten. Den Verkäufer fand ich sofort unsympathisch. Wie oft hatte er Dich schon berührt, benutzt? „Schau Dich um, wenn ´de was willst, sachste Bescheid“, sagte der Typ. Ich erwiderte nichts, sondern suchte nach Dir. Dort, in einer Ecke, fand ich Dich. „Na, die gefällt Dir was? Die ist wirklich ein geiles Stück. Da wirste wirklich Freude mit haben, sehr vielseitig, ein richtiger Brüller, schau sie Dir nur ganz genau an“, sagte der Typ und ich schaute ganz genau. Berührte Dich, streichelte Deinen Hals, Deinen Körper und Du warst perfekt gebaut, ganz glatt, sehr griffig. Ich wollte Dich. „Willst´e die Paula mal probieren?“, fragte der Typ, der ein ordentliches Geschäft witterte und erkannte, mit mir leichtes Spiel zu haben. „Sehr gerne“, sagte ich und nahm Dich hoch. Deine Stimme war ein Genuss, ganz warm.

Und selbst nach dieser langen Zeit hast Du nichts von Deiner Attraktivität, Deinem Glanz verloren, obwohl ich mich nur noch selten um Dich kümmern kann, freue ich mich immer, wenn ich mit Dir spiele. Egal in welchem Zustand ich gerade bin, zu welcher Zeit auch immer, ohne Murren und Zögern bist Du dabei. Wir verstehen uns ohne Worte und Deine Qualität ist überragend, pflegeleicht. Nur selten, wenn Du ein wenig schlapp wirst, muss ich Dir, PAULA, ein paar neue Saiten aufziehen.
burnston - 11. Okt, 17:17

Als Fender Freund und SG Besitzer, kann ich für die gute Paula an sich keine Begeisterung aufbringen. Für die Liebe zu einer Gitarre allerdings jedes Verständnis der Welt. Ich hab mich im Schlaf schon an mein "Baby" gekuschelt, wenns mal leer war bei Burnsters.

Bunbury - 11. Okt, 17:51

Die SG finde ich auch sehr gut. Die elende Strato/Paula Diskussion ist mir allerdings wurscht. Entscheidend ist was daraus gemacht wird und da sind Sie mit Ihrer Musik wirklich gut dabei!
mequito - 11. Okt, 18:21

Eine LesPaul hatte ich auch einmal, allerdings ein ganz billiger Nachbau. Ich gab ihr keinen Namen, jedoch brachte sie mir bei, dass mir fuer Gitarrensaiten jegliches Talent fehlte und so gab ich sie weiter. Einem wuerdigeren Liebhaber.
Vielleicht haette ich ihr einen Namen geben sollen, dann waere ich heute womoeglich ein Rockstar, wer weiss, seit ich den Computern Frauennamen gebe, habe ich fuer die Binaertechnik grosses Interesse und ein wenig Talent aufbringen koennen.

Bunbury - 12. Okt, 10:07

Motivation durch Frauennamen? Hinterher ist man ja immer schlauer, aber Rockstar wäre doch nervig: Ständig auf Parties, Konzerte in Stadien geben, immer in anderen Ländern sein, unübersichtlich viel Geld, noch mehr Groupies, kein geregelter Tagesablauf (aus eben diesen Gründen), Autogramme geben, Streitigkeiten mit Plattenfirmen, Fototermine, in der Hall of Fame aufgenommen werden, ständig wird man angesprochen....., mir wollen keine nervigen Gründe einfallen.

Wie heißt Ihr Lieblings - Computer?
mequito - 12. Okt, 14:16

Rosa. So zierlich der Name, so klobig die Herkunft. Rosa ist meine Tante, irgendwas in den siebzig Jahren, ledig, das ganze Leben auf dem Bauernhof geschuftet, maehte ganze Wiesen mit der Sense, weil diese zu Steil fuer den Traktor, kann nicht richtig gut sprechen, etwas in ihrer Kehle laesst es eher wie ein nachluftringendes Kraechzen klingen (ich glaube es war eine Krankheit, weiss jetzt aber nicht genau, hatte sie eben immer schon), sie hat riesige Haende aus dickem Leder, ist ein wenig eklig wenn man ihr beim Essen zusieht (aber das ist glaub ich bloss aus unserer zivilisierten Sicht so), trank immer zuviel, hat mir als Kind schlaflose Naechte bereitet weil ich ihr beim Schweineschlachten zusah wie sie das Schwein eiskalt mit ihren Pranken festhielt waehrend der Metzger den Bolzen betaetigte, und sie ist ein wenig jaehzornig.

Als mein Opa und meine Oma starben wurde sie nach einem langen Leben in dem sie sich um die alten und kranken Eltern gekuemmert hatte, von ihrer Schwester vom Bauernhof verjagt. Nun fristet sie ihre letzten Jahre in einer kleinen Wohnung mit Garten unten im Dorf ab und wird fett, weil sie nichts mehr zu tun hat.
Ich habe ihr gesagt, sie solle sich ein paar Huehner richten in ihrem Garten, kann sie wenigstens ein bisschen schlachten und Eierholen. Aber die Nachbarn...

Weil ich mich nicht um sie kuemmern kann, habe ich meinen Laptop Rosa genannt. Eine sehr dankbare Maschine.
Bunbury - 12. Okt, 16:03

Die Namensgebung ist ein feiner Zug von Ihnen. Die Idee mit den Hühnern halte ich aber für überaus sinnvoll, auch ältere Menschen brauchen eine vernünftige Beschäftigung. Sollte Ihre Tante tatsächlich, ein wenig jähzornig, mit einem Hackebeil durch den Garten eilen und Hühner schlachten, dann werden die Nachbarn sich schon zu benehmen wissen und Zurückhaltung üben.

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