Mein Vater und der Flug zum Mond
Wir schlenderten durch Berlin. Meine Eltern waren zu Besuch und so spazierten wir nach einem sehr guten Essen im sehr elternkompatiblem Lutter und Wegener am Gendarmenmarkt zu meiner Wohnung am Helmholtzplatz. Ich freute mich an den sommerlichen Tagen des Jahres. Das Bild der Passanten wird wieder durch die T-Shirts mit den tollen Aufdrucken bestimmt. Sie hängen in den Läden rechts und links der Kastanienallee und an vielen der hier an uns vorüber eilenden Körper. Das grüne Shirt mit dem roten Stern, wer kennt es nicht, dann die verfremdeten Markenlabels der 70iger. Vom größten Teil bin ich wirklich genervt, einfach daran übergesehen. Doch bei einem freue ich mich immer ganz besonders und das ist jetzt nicht ironisch gemeint. Es ist das Shirt mit dem Pan Am Logo. Dieses Logo ist wirklich sehr gelungen. „Schade das Pan Am insolvent geworden ist,“ sagte mein Vater auf ein vorbeilaufendes Shirt sinnend. „Eigentlich sind sie mir noch einen Flug zum Mond schuldig,“ schob mein Vater etwas traurig und enttäuscht hinterher.
Im Jahr 1969, wir erinnern uns an die erste Mondlandung, verkaufte Pan Am im Zuge dieser spektakulären Ereignisse ein wahrhaft unglaubliches Ticket. Ein Ticket für den Flug zum Mond, begleitend mit einer Mitgliedschaft im Mondclub. Mein Vater nutzte unerschrocken die Gelegenheit und erwarb im Juni 1969 eine entsprechende Mitgliedschaft. Ich konnte es nicht glauben.
Wir unterhielten uns lange über die Zeit, insbesondere das Jahr 1969, die Aussage meiner Ur – Oma, die angesichts der im Fernsehen übertragenen Mondlandung kommentierte: „Glaubt das nicht Kinder, das haben die alles in Hollywood gedreht. Das ist alles Propaganda, die wollen den Russen nur eins auswischen.“ Es war ein schöner Besuch. Später am Abend erhielt ich von meinem Vater noch ein Fax. Es handelte sich dabei um einen Brief von Pan Am, der die Reservierung bestätigte.
„Wir erkennen Ihren unerschrockenen Mut an,“ heißt es gleich zu Beginn des Briefes. Weiter folgt: „ Zu welchem Zeitpunkt der Dienst aufgenommen werden kann, ist noch nicht bekannt. Das Fluggerät und die Reiseroute werden wahrscheinlich von Regierungsgenehmigungen abhängig sein. Die Flugpreise sind noch nicht festgesetzt. Sie könnten utopisch sein. Wir bitten Sie um Geduld, bis diese Probleme gelöst sind...“ Das Lockerbie Attentat im Dezember 1988 sorgte für den endgültigen Absturz der ohnehin schon angeschlagenen Fluglinie. Niemand wollte mehr mit Pan Am fliegen und so stellte die Firma den Betrieb 1991 offiziell ein.
„Sie haben sich an die Pan Am als Erste gewandt. Genau das möchten wir sein. Auf der Erde. Zum Mond. Wohin auch immer.“ Mit diesem schönen Satz schließt der Brief.
Bunbury - 26. Jul, 19:12